Dann geht doch nach Hause…

Die durchaus angenehme Eigenschaft von thailändischen „Eingeborenen“, sich über etwas nicht aufzuregen, was man sowieso nicht ändern kann, würde auch dem einen oder anderen Expat in Thailand sehr gut zu Gesicht stehen. Thailän­dische Politik scheint hauptsächlich Sache der Ausländer zu sein. Thais sollen gefälligst von „uns“ lernen. Das klappt doch immer hervorragend! Die USA haben schließlich alle Länder erfolgreich „demokratisiert“. Wenn es dort Öl gab, was mich wiederum hoffen lässt…

Ganze Heerscharen von Rentnern, deren Maxime es zu sein scheint, dass bloss nie etwas anders wird, als sie es von zu Hause gewöhnt sind, angeführt von einer handvoll abgehalfterter „Journalisten“ (und solchen, die es nie geworden sind), machen sich nach Tagesanbruch (sobald genug Blut im Alkoholkreislauf ist) in diversen Internet-„Foren“ unermüdlich daran, den völlig unfähigen Thais (meistens aber sich selbst) ohne Unterlass zu erklären wie die Welt funktioniert und wie man richtig Häuser baut ohne dass sie einstürzen.

Sie funktioniert – wer wird da etwas anderes behaupten – deutsch. Na gut, Österreicher und Schweizer haben ein gewisses Mitspracherecht, wenn auch jederzeit widerruflich. Man spricht deutsh in diesen Vorhöfen der Hölle, wie man das in den achziger Jahren beim jährlichen Italien-Urlaub schon immer getan hat. Die Spaghetti-Fresser konnten ja auch nichts anderes, als den ganzen Tag faul in der Sonne zu liegen und sich von „unserem“ Geld zu ernähren. Was damals schon richtig war, kann ja wohl heute nicht falsch sein, oder?

Ein Thai ist grundsätzlich faul, unfähig, unwillig und selbstgerecht. Er kann überhaupt nur deshalb überleben, weil der stetige Geldfluß des ฝรั่งขี้นก gewährleistet ist und dafür kann man schließlich erwarten, dass man stets an erster Stelle kommt (während der Nachwuchs in Deutschland sich Sorgen macht, dass der Alte in Thailand alles auf den Kopf haut, bevor er abnibbelt). Ausländer sind ohnehin ein generelles Problem für diese Krone der Schöpfung, die sollen am besten raus und zwar aus Deutschland (das wird man ja wohl noch sagen dürfen), wo man aber gar nicht ist.

Die mentale Herausforderung, zu realisieren, dass sie selbst Ausländer sind, wäre nur zu meistern wenn ‚mal etwas Sauerstoff an die paar verbliebenen Gehirnzellen heran käme. Ausserdem ist es sowieso egal, weil Deutschland wird auch am Doi Inthanon verteidigt.

Es soll hier aber nicht der Eindruck erweckt werden, es gäbe nur deutsche Rentner in Thailand. Nein, nein, weit gefehlt. Auch einige „gestandene Unternehmer“ haben sich der Bereicherung der thailändischen Medienlandschaft dergestalt verschrieben, dass sie sämtliche Schnipsel aus den Abfallkörben der englischsprachigen Boulevard-Presse (die Blöd kann ja direkt verlinkt werden) fluggs ins Deutsche übersetzen – natürlich nur wenn sie (die Schnipsel) hinlänglich bescheuert sind, damit sie von der „Zielgruppe“ auch angenommen werden. Sie wollen das auch machen? Na klar! Ein ganz einfaches Rezept (funktioniert auch mit Windows 95) step-by-step:

  • Besorgen Sie sich bei GoDaddy eine Domain nebst Hosting. Gibt es dort schon für weniger Geld im Monat, als ein Bier in Thailand kostet.
  • Ein griffiger Domain-Name soll es sein. Ich mache hier keine Vorschläge, der Phanatsie sind keine Grenzen gesetzt. Es fällt Ihnen bestimmt etwas ein!
  • Schreiben Sie keinesfalls Ihren richtigen Namen irgendwo hin. Denken Sie an die „politischen Verhältnisse“ in Thailand. Sie müssen sich schützen! Ja, ja! Beispielsweise könnte ein gewisser Ayazaga Mahallesi aus Ankara im Impressum stehen. Ist zwar ein Ausländer, aber der antwortet garantiert nicht auf irgendwelche Anfragen, wenn sie sich aus Versehen mal ein Foto „ausleihen“. Das dient ja schließlich nur zur Dokumentation der Zeitgeschichte!
  • Laden Sie sich kostenlos eine Forensoftware herunter. Die lässt sich ganz einfach installieren, hübsche Designs dafür gibt es ebenfalls, ist aber gar nicht so wichtig.
  • Verlangen Sie von Ihren Benutzern, dass sie Ihnen sämtliche persönliche Daten nennen. Anonymität ist nur was für linke Revoluzzer! Sie sind ja schließlich vertrauenswürdig! Gleichzeitig legen Sie in (völlig unwirksamen) „Nutzungsbedingungen“ fest, dass alles, was jemand jemals im Forum schreibt, zitiert oder hoch lädt, Ihnen gehört, zur beliebigen Verfügung. Ich meine, wo kämen wir denn sonst hin?
  • Ballern Sie alles mit Werbung voll. Je mehr desto besser! Sie sind es ja schließlich, der den Leuten etwas bietet und Server kosten Geld. Software noch viel mehr. Und Ihre 20jährige Freundin aus der Provinz ist zwar anders aber leider nicht umsonst! Das versteht wohl jeder, garantiert.
  • Stellen Sie etwas Inhalt auf die Seite. Möglichst scheisse sollte er sein und immer nur die negativen Aspekte Thailands darf er beleuchten. Achten Sie darauf! Dann klappt’s auch mit der Werbung! Kleiner Tip: Sex sells und „lustige Bildchen“ werden immer gerne angeschaut, auch wenn Sie sie zum fünftausendsten Mal ins Netz stellen.
  • Den Rest erledigen jetzt ihre Foren-Mitglieder. Wie die Lemminge werden Sie Ihnen folgen und Ihren Schrott nachplappern. Sie selbst propagieren immer das, was momentan en vogue ist (bei der Zielgruppe). Da müssen Sie sich nicht so genau festlegen. Flexibilität ist modern und Ignoranz ist ein Zeichen von Stärke! Ein perfekter Kreislauf, der zwar absolut nichts bringt, aber zuverlässig verhindert, dass jemals irgend jemand etwas dazu lernt. Sie wollen ja, dass auf ihre Werbung geklickt wird, alles andere ist irrelevant!
  • Jetzt brauchen Sie nur noch ein Konto, auf das die Werbeeinnahmen fließen. Sie haben es geschafft, jetzt sind Sie ein Vollblut-Journalist. Und wenn Ihnen einer sagt, „Sie haben sie nicht alle und sind ein Idiot“, können Sie „Zensur!“ brüllen. Es geht schließlich um die Meinungsfreiheit! Und das ist immer Ihre, nicht die der Anderen.

Ja, so einfach geht das. Jetzt können Sie von Demokratie faseln und dass sie das Einzige ist, was Thailand jetzt braucht. Dass diese (Medien)-Demokratie schon im Rest der Welt nicht mehr funktioniert, weil die Bevölkerung dem Staat und den Banken nicht traut und umgekehrt und deshalb selbstverständlich immer mehr Überwachung notwendig ist (wegen der Terroristen), ist jetzt nicht sooo wichtig. Diese komplizierten Sachverhalte versteht sowieso keiner in Ihrer Zielgruppe. Ein Link zu Fox-News sieht immer seriös aus und überzeugt alle Kritiker. Garantiert. Videos sind ebenfalls wichtig. Da müssen dann aber nackte Brüste oder junge Mädchen, die ein Schild mit der Aufschrift „USA help us“ in der Hand halten, zu sehen sein, sonst helfen sie bei der Wahrheitsfindung nicht.

Merke: Wissenschaftler, Blogger, Politiker oder Wirtschaftsfachleute die politische und wirtschaftliche Zustände genau da anprangern, wo Sie her kommen, sind generell völlig ungeeignet für Ihre Zielgruppe. Das sind allesamt Verschwörungstheoretiker (außer sie schreiben eine Kolumne in der BILD) und die haben keinerlei Ahnung von Thailand. Das haben nur Sie!

Sie könnten sich allerdings auch einfach ins nächste Flugzeug setzen und dorthin fliegen, wo der Pfeffer wächst. wo es genau so ist, wie Sie es in Thailand gerne hätten. Damit wäre wohl allen Beteiligten am meisten gedient.

So, und ich brauche jetzt ein schönes Kassler mit Sauerkraut. Zum Nachtisch gibt es dann Blutwurst mit Kartoffelsalat. Denn Rache ist süß und den Thai-Fraß kriegt man ja nicht runter. Dazu ein kühles deutsches Bier. Prost!

Das primäre Symptom ist Unglück, das sich normalerweise in extremer und irrationaler Wut manifestiert. Neben der sehr häufigen Verwendung von Schimpfwörtern im Zusammensein mit Thais, nutzt der Betroffene folgende Wörter sehr häufig: betrügen, lügen, stehlen, verantwortungslos, dumm, zurückgeblieben, faul, korrupt. Sarkasmus wird häufig zum Spott über Thais und andere Expats verwendet, wie auch über Thailand selbst.
Am Ende freut sich dieser verbitterte, traurige Expat über Probleme und Schwierigkeiten, unter denen Thais oder Thailand leiden. Sie wollen, dass Thailand ein wirtschaftlichen Rückgang oder anderes Unheil widerfährt. Dann lacht er bitterböse und sagt: „Siehst du, genau, was ich dir gesagt habe.“
Rolf Zeller | Rentner in Thailand | englischer Text von Chiang Rai Times

Damit Sie nicht komplett ratlos zurückbleiben – bei Rentner in Thailand (von dort stammt auch obenstehendes Zitat) gibt es recht gute Tipps, damit Ihnen das nicht passiert und Sie Ihren Lebensabend positiv und angenehm in Thailand erfahren und zwar von Anfang an.

4 Gedanken zu „Dann geht doch nach Hause…“

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