Journalist rudert zurück

Nachdem der britische Journalist Andrew Drummond, den ich bisher immer für eine durchaus seriöse Quelle gehalten habe, am vergangenen Freitag auf eine reichlich subtile Weise die Gerüchteküche befeuert hat, rudert er nun zurück und schreibt deutlich, es sei nicht seine eigene Behauptung, sondern er berichte nur, man habe ihn „bewusst falsch“ übersetzt. Der Reihe nach:

Screenshot des Drummond Artikels

Am Freitag dem 3. Oktober schrieb Drummond: Boiling water and beatings – claim friends of Burmese on murder and rape charges. Die Behauptung wird in der Tat von Anfang an als eine Behauptung von Freunden der festgenommenen Burmesen bezeichnet. Aber wie? Nach altbewährter, fieser Boulevard-Taktik.

Bitte schließt diesen Fall nicht ab!“ Steht in großen Lettern über einem Foto, das die Festgenommenen beim Wai zeigt. Das ist nichts weiter als ein Gruß, eine Entschuldigung oder die Erbietung von Respekt und das sieht man in Thailand täglich viele Male.

Die Kombination von Text und Bild suggeriert hier aber, die Ver­däch­ti­gen selbst würden öffentlich darum bitten, den Fall nicht abzuschließen. Also quasi so etwas wie eine ohn­mächtige Geste, eine Bitte an die Weltöffentlichkeit, in Gestalt der anwesenden Journalisten. Das ist aber nicht so und das weiß dieser Autor auch sehr genau, er lebt ja schießlich lange genug in Thailand. Also nenne ich das Meinungsmache, Mitleidheischen mit den „armen“, des Mordes beschuldigten Männern.

Mitleid gebührt in erster Linie den Opfern, die durch solche Aktionen unötig verunsichert werden. In zweiter Linie habe auch ich so etwas wie Mitleid mit den Tätern, sie werden ihre Tat, wenn sie sie begangen haben (was ein Gericht noch klären muß), zutiefst bereuen. Dazu ist es aber leider zu spät. Zwei Menschen sind tot, der Sühne­anspruch der Gesellschaft geht hier vor.

Da so etwas von der thailändischen Bevölkerung und den thailändischen Medien kaum mit Freudesausbrüchen aufgenommen wird, rudert er nur einen Tag später zurück und schreibt:

The last article on this site “Boiling water and beatings, claim Burmese workers” has been deliberately mistranslated and is currently circulating around Thai media and social networking sites stating that I wrote that the men under arrest had been tortured.

This is of course NOT a claim I have made. I have no knowledge of what happened to them while under the care of Thai police, and nobody has made that claim to me. I am curious as to what has happened to the third person who was detained, but that will out in due course. Andrew Drummond

An sich ist gegen eine solche Klarstellung nichts einzuwenden, wäre da nicht schon wieder die Schuldzuweisung an andere, die „bewusst“ falsch übersetzt haben sollen. Wer mit dem Feuer spielt, sollte sich nicht wundern, wenn es irgendwo anfängt zu brennen. Der erste Artikel, nämlich der welcher „bewusst falsch übersetzt“ worden sein soll, ist eher bewusst so formuliert worden, dass er den Leser in ein ganz bestimmtes Denkschema dirigiert, nämlich an der Darstellung der hiesigen Polizei zu zweifeln.

Die Forderung nach Freiheit, die an die derzeitige Regierung immer so lautstark gerichtet wird, bedeutet auch, es den ordentlichen Gerichten zu überlassen, zu entscheiden ob jemand schuldig ist oder nicht. Dafür sind nicht sensationsgeile Reporter zuständig. Sie können gerne offenlegen, was sie herausgefunden haben. Dann muß es aber auch beweis- und nachvollziehbar sein. Welcher Freund würde nicht sagen „Mein Kumpel war es nicht“?

Der Fall ist nicht abgeschlossen, das ist er erst, wenn die Täter von einem Gericht verurteilt worden sind. Wann wird das in den Köpfen der heißspornigen „Freiheitskämpfer“ endlich einmal angekommen sein? Thailand ist ein souveränes Land und wird wohl das Recht haben, seine Kriminalfälle ohne die Hilfe von FBI, Scotland Yard und sonstigen „unabhängigen“, ausländischen Institutionen lösen zu dürfen.

Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, wenn der selbe Autor zeitlich genau zwischen den oben genannten Artikeln gleich noch zu einer Spendenaktion für sich selbst aufruft, das sollte auch nicht unerwähnt bleiben.

Seriöser, investigativer Journalismus geht anders! Mehr ist dazu kaum noch zu sagen.